Hamburgs Großwohnsiedlung wird Europas erstes Innovationsquartier
Grundeigentümer, private und städtische Wohnungswirtschaft sowie die Stadt investieren gemeinsam im Rahmen eines „Housing Improvement District“
Für ein innovatives – europaweit einmaliges Städtebauprojekt – in Steilshoop hat der Hamburger Senat jetzt grünes Licht gegeben. Dort kann nach amerikanischem Vorbild ein sogenanntes Housing Improvement District (HID) entstehen. Als deutsche Bezeichnung dafür wurde das Wort Innovationsquartier (InQ) gewählt.
Maßnahmen im Rahmen des „Housing Improvement District“
Eigentümer und Unternehmer investieren dabei in den kommenden fünf Jahren mehr als vier Millionen Euro. Folgende Maßnahmen sind geplant:
- Umgestaltung der für den Autoverkehr gesperrten zentralen Achse, der sog. Mittelachse
- Erhöhung des Sauberkeits- und Grünpflegestandards in Zusammenarbeit mit der Stadtreinigung. Hierbei handelt es sich um Leistungen, die zusätzlich zu den öffentlichen Leistungen des Bezirksamtes und der Stadtreinigung erbracht werden.
- Verbesserung der Orientierung.
- Imageverbesserung durch Marketing.
Begleitende Maßnahmen der Stadt
Die Stadt begleitet die Neugestaltung des Stadtteils mit eigenen Maßnahmen, für die aus dem „Rahmenprogramm integrierte Stadtteilentwicklung“ (RISE) rund 4,4 Millionen Euro bereitgestellt werden.
Schlüsselmaßnahme der RISE-Gebietsentwicklung ist dabei die Umgestaltung des Zentrums von Steilshoop rund um das Einkaufszentrum. Dabei soll eine Markt- und Eventfläche geschaffen werden, um so einen attraktiven Quartiersmittelpunkt zu ermöglichen. Er wird Raum bieten für vielfältige öffentliche Nutzungen, Nachbarn sollen sich hier künftig gern treffen.
Darüber hinaus plant die Schulbehörde, die frühere Gesamtschule Steilshoop weitestgehend abzureißen und an ihrer Stelle ein neues Schulzentrum mit Grundschule, Stadtteilschule und sozialen Einrichtungen zu bauen. 26,9 Millionen Euro werden in den Schulneubau investiert.
Zur besseren Anbindung der Großwohnsiedlung ist im Zusammenhang mit dem Busbeschleunigungsprogramm des Senats auch vorgesehen, die Businfrastruktur insbesondere der MetroBus-Linie 7 kurzfristig wie folgt zu verbessern:
- Anpassung von neun Haltestellen in Lage, Bauform, Bordhöhe, Nutzlänge und Ausstattung u.a. mit Anzeiger für Dynamische Fahrgastinformationen (insbesondere im Verlauf der Gründgensstraße in Steilshoop),
- Einrichtung einer wirkungsvollen Bevorrechtigung des Busverkehrs auf seinen Linienwegen, insbesondere durch LSA-Beeinflussung.
Außerdem gibt es Überlegungen für eine geänderte Linienführung der MetroBus-Linie 26, um mehr Fahrgästen in Steilshoop eine umsteigefreie Anbindung an die S-Bahn Rübenkamp zu bieten sowie für die Realisierung einer Bustrasse im Bereich der Bramfelder Dorfwiese, um eine schnelle und direkte Anbindung Steilshoops an Bramfeld und die dort vorhandenen Busverbindungen nach Wandsbek zu ermöglichen.
Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt, Jutta Blankau: „Was derzeit in Steilshoop geschieht, ist einmalig in Europa. Private Grundeigentümer, das städtische Wohnungsbauunternehmen SAGA GWG und Wohnungsbaugenossenschaften finanzieren durch eine kommunale Abgabe die Verschönerung ihres Stadtteils und die Stadt begleitet sie dabei. Gemeinsam wird es uns so in den kommenden fünf Jahren gelingen, für eine bessere Lebens- und Wohnqualität in Steilshoop zu sorgen.“
Regionalleiter der GAGFAH Group, Marc Sahling: „Die GAGFAH freut sich, dass nun die erfolgreiche Arbeit des Lenkungsausschusses Früchte tragen wird und die Einrichtung des Innovationsquartiers per Rechtsverordnung durch den Senat erfolgen soll. Die GAGFAH Group ist stolz, dazu einen Beitrag leisten zu können. Das ist wichtig, denn all dies dient der Aufwertung Steilshoops,“
Allgemeine Deutsche-Schiffszimmerer-Genossenschaft, Holger Müller: „Wir freuen uns über den Beschluss zur Einrichtung des ersten Innovationsquartiers in Steilshoop. Die im Quartier vertretenen 20 Baugenossenschaften haben in den vergangenen Jahren den Prozess einer nachhaltigen Quartiersentwicklung stets aktiv unterstützt und werden sich auch zukünftig dafür einsetzen, dass sich ihre Mitglieder mit dem Stadtteil verbunden fühlen und gern dort wohnen.“
Bau- und Immobilienunternehmen Rebien, Rainer Männert: „Als 99 Jahre altes Hamburger Bau- und Immobilienunternehmen hat sich die Familie Rebien immer an der städtebaulichen Entwicklung unserer Stadt beteiligt. Deshalb begrüßen wir das Pilotprojekt „Steilshoop“ und leisten gern unseren Beitrag – auch als Zeichen der privaten Wohnungswirtschaft, die sich einer Quartiersentwicklung nicht verschließt. Dies entspricht unserer Firmenphilosophie einer nachhaltigen Bewirtschaftung und fairer Partnerschaft mit unseren Mietern.“
Hintergrund zu HID und InQ
HIDs sind klar begrenzte Wohngebiete (Housing Districts), in denen auf Veranlassung der Betroffenen in einem festgelegten Zeitraum (maximal fünf Jahre) in Eigenorganisation Maßnahmen zur Quartiersaufwertung (Improvement) durchgeführt werden. Finanziert werden HIDs durch eine kommunale Abgabe, die alle im Gebiet ansässigen Grundeigentümer zu leisten haben. Die deutsche Entsprechung für ein HID ist das Innovationsquartier. Im Februar 2007 wurde ein Lenkungsausschuss zur Vorbereitung des Innovationsquartiers Steilshoop eingerichtet. Es wird seit dem in regelmäßigen Abständen getagt. An der Vorbereitung des HID sind die GAGFAH Group, die SAGA GWG, drei Vertreter der Genossenschaften, zeitweilig das EKZ, ein Vertreter der privaten Wohnungswirtschaft, eine Wohnungseigentümerin, ein Bewohnervertreter, das Bezirksamt Wandsbek und die BSU sowie die HafenCityUniversität vertreten.