Wenn es von der Decke tropft, weil der Nachbar über einem versehentlich den Ablaufschlauch seiner Waschmaschine nicht richtig befestigt hat, ist das zwar ärgerlich aber in der Regel ein Problem mit überschaubarem Empörungspotential. Es sei denn, das passiert im EKZ Steilshoop, denn dann führt es nämlich zu einer solchen Schlagzeile in der Polizei-Rubrik der MOPO: „Hamburgs Schrott-EKZ – Rossmann überflutet: Wasserrohrbruch legt Geschäfte lahm“.
Die Bildunterschrift des Fotos im Artikel: „Das Einkaufszentrum Steilshoop ist genauso trist wie der graue Himmel.“
Wo der Artikel in den sozialen Medien geteilt wurde, empört sich die Netzgemeinde in den Kommentaren mit altbekannten Rufen nach Enteignung, Gewaltfantasien gegen den Eigentümer sowie Mutmaßungen über eine zu befürchtende baldige Schließung der Drogerie. Zu Letzterem äußerte sich vor einigen Jahren mal eine Kassiererin wie folgt: „Wenn Sie diesen Unsinn nun ständig immer wieder weiterverbreiten, schaffen Sie es ja vielleicht irgendwann!“
Ich war heute Morgen bei Rossmann und habe später auch noch einmal mit dem Geschäft telefoniert. Bezüglich der Behauptungen im MOPO-Artikel erhielt ich folgende Stellungnahmen:
„In der Zwischendecke des Drogeriemarktes Rossmann war ein Abwasserrohr gebrochen.“ (MOPO)
Der Mieter über Rossmann hatte den Ablaufschlauch seiner Waschmaschine nicht richtig befestigt. Es war kein Abwasserrohr gebrochen.
„Hunderte Liter Schmutzwasser ergossen sich über die Regale.“ (MOPO)
Diese Menge ist völlig übertrieben.
Im Übrigen legte man bei Rossmann Wert auf die Feststellung, dass von der MOPO niemand mit jemanden von dort gesprochen hätte und man auch nicht wüsste, woher obige und weitere im Artikel aufgestellten Behauptungen stammen.
Rossmann war heute normal geöffnet. Es fehlten lediglich 4 Deckenplatten (3 davon sieht man [nicht] auf dem Foto dieses Artikels; darüber das Rohr, um welches herum sich das Wasser aus der Waschmaschine den Weg suchte), die laut Haustechnik zeitnah ersetzt werden sollen.
Es ist nun nicht so, dass es nicht genug tatsächlich vorhandene und dokumentierte Mängel im EKZ gäbe, die auch auf mangelhafte Instandhaltung in den letzten Jahren zurückzuführen wären und auf deren Behebung man als Steilshooper bestehen darf und sollte. Dass ich bezweifle, dass es der Entwicklung des EKZ auch nur ansatzweise weiterhilft, wenn man bundesweit in der Presse permanent auf es eindrischt, hatte ich schon bei verschiedenen Gelegenheiten geäußert. Meiner Meinung nach führt dieses Bashing eher nur zu einem noch schlechteren Image des gesamten Stadtteils aber zu keiner nachhaltigen Verbesserung im EKZ.
Ich wünsche mir, dass der- oder diejenige, der/die sich diese Geschichte ausgedacht bzw. mit Unwahrheiten angereichert hat, irgendwann bemerkt, dass es im EKZ (zum Glück) immer noch Menschen gibt, die dort ihre Brötchen verdienen und es sie langsam nervt, dass ständig in der Presse auf sie eingeprügelt wird, ohne dass dies die aktuelle Situation verbessern würde – vor allem, wenn es dafür – wie in diesem Fall – nicht einmal einen Grund gibt.
Es bleibt weiterhin dabei, dass die SPD Steilshoop, meine Fraktionen in Bezirk und Bürgerschaft sowie ich persönlich sich auf verschiedenen Ebenen für eine Verbesserung im EKZ einsetzen, wenngleich dies bis dato nur in Bezug auf die Behebung der bei den seit 2018 regelmäßig stattfindenden Begehungen beanstandeten Mängeln wirksam war und somit für den „normalen“ EKZ-Benutzer nur selten sichtbar ist (Interessierten biete ich gern einen Rundgang in der Tiefgarage an).
Was wir zudem verlangen ist die Entwicklung tragfähiger Lösungen für eine nachhaltige Entwicklung des Objekts. Diese Forderung haben wir auch noch nicht aufgegeben und werden sie auch regelmäßig wieder aufstellen.
Immerhin mündlich wurde mir von einem Dienstleister des EKZ mitgeteilt, dass man die Fläche der ehemaligen Preis-Oase (Fensterfront an der Bushaltestelle) gern an einen Vollsortiment-Supermarkt vermieten würde (also z.B. REWE oder EDEKA). In anderen „notleidenden“ Einkaufszentren hätte sich der Mix aus Vollsortimenter (den wir noch bräuchten), Discounter (ALDI) und Drogerie (Rossmann) bewährt, um dann auch wieder Interessenten für die weiteren Ladenflächen zu gewinnen und damit das Center zu beleben. Die Vermarktung dieser Fläche gestalte sich jedoch als äußert schwierig, da die Presseberichterstattung der letzten Jahre so katastrophal gewesen sei, dass die Interessenten abgesprungen seien (anders, als oft behauptet, sei also nicht nur der angeblich zu hohe Mietpreis das abschreckende Kriterium sondern vor allem das schlechte Image). Das mag man glauben oder nicht.
Von vielen Gesprächen an unseren SPD-Infoständen und auch an anderen Orten im Stadtteil weiß ich, dass die Situation des EKZ das kollektive Thema Nr. 1 ist („Welches EKZ überhaupt – Hahaha!“). Unbestreitbar hat sich dessen Eigentümer in den letzten Jahren nicht besonders geschickt verhalten und ich vermisse eine proaktive Kommunkation mit Stadtteil und Politik über die nächsten geplanten Schritte. Da es mit der von der Opposition immer wieder geforderten Enteignung aber so schnell wohl nichts werden wird (was sie selbst schneller merken würde, wäre sie an der Regierung), sollte man aufhören, auf das EKZ (und damit auf die darin verbliebenen Geschäfte) einzudreschen und ihm wenigstens die Chance geben, versäumte Instandhaltungen sukzessive nachzuholen. Dafür hat es Zeit gemäß der ihm von den Behörden gesetzen Fristen.
Zum MOPO-Artikel: https://www.mopo.de/hamburg/polizei/hamburgs-schrott-ekz-rossmann-ueberflutet–wasserrohrbruch-legt-geschaefte-lahm-36245380